Irgendwann vor kurzem traf ich auf die Bemerkung, dass die Weihnachs- und Adventszeit ja eine Zeit der Erwartungen sei.
Das fand ich spannend und begann mich näher mit dem Thema Erwartungen zu beschäftigen. Mir wurde deutlich, wie Erwartungen meinen Alltag bestimmen: ich erwarte, dass mein Auto anspringt, die Kaffeemaschine das gewünschte Getränk bereitet, mein Wecker mich weckt.
Ich erwarte von mir, dass ich aufstehe, den Tag strukturiere, meine Arbeit zurfriedenstellend erledige …..
Ich erwarte von anderen, dass sie die Verkehrsregeln einhalten, mich nicht angreifen, mir Lebensmittel verkaufen….
Ich erwarte vom Partner und der Familie ein achtendes Verhalten, Fürsorge, Nähe….
Ich erwarte…
Es gibt natürlich in allen Breichen unendlich mehr, eigentlich nehme ich sie auch nur wahr, wenn sie nicht erfüllt werden. Erst dann gerät mein inneres Navigationssystem ins Rudern. Wenn mein Auto nicht anspringt, die Kaffemaschine ein falsches Getränk erstellt, die Kollegin nicht anruft…..
Das Problem hinsichtlich Erwartungen, wird mir zunehmend deutlich, ist nicht, dass es sie gibt, sondern dass sie oftmals unbewusst ein Schattendasein führen.
Im Sommerurlaub war ich sieben Tage den Rothaarsteig wandern, für abends waren jeweils Quartiere gebucht. Dazwischen war eigentlich nur Wald, es gab keine Einkaufmöglichkeiten, kein Cafe, keine Handiverbindung. Mit jedem gewanderten Tag, wurde mir im nachhinein klar, verlor ich unnötige Erwartungen an den kommenden Tag. Einen Fuß vor den anderen setzen, sonst war nichts relevant. Und es tat unglaublich gut, ich erlebte diese Zeit so konkret. Meine erlernte Erwartungsbereitschaft gelangte völlig in den Hintergrund und ich lebte im Hier und Jetzt und fühlte mich sehr frei.
In diesem Sinne möchte ich dafür werben, sich öfters mal seine eigenen Erwartungen bewusst zu machen. Wenn man die Erwartungen der anderen zu spüren glaubt, diese zu benennen und offen zu machen. Vielleicht aus unbewussten Erwartungen Ziele zu machen, eventuell diese zu kommunizieren und zu teilen.