Grundlage der Gestalttherapie ist die Gestaltpsychologie, die als Essenz ihrer Gehirnforschung folgende Einsicht zutage gefördert hat:

Der Mensch nimmt nicht einzelne Sinnesdaten wahr, die dann im Kopf zusammengesetzt werden, sondern es werden bereits sinnvolle Einheiten gebildet und dann abgespeichert. Diese Einheiten werden Gestalten genannt. Immanentes Ziel dieser Gestalten ist eine Ganzheitlichkeit, das Gehirn möchte sie als „geschlossene“ Gestalten abspeichern. Unabgeschlossene Gestalten führen zu dem Bemühen, diese abschließen zu wollen:

  • Man kennt das Beispiel von Menschen, die immer wieder denselben Partnertyp suchen und finden, obwohl sie damit unglücklich gewesen sind.
  • Man gerät immer wieder in ähnliche Situationen, wie aus Zwang, und es geschieht immer wieder das gleiche Unglück

Wahrnehmung

Die Gestalttherapie setzt an der Wahrnehmung im Hier und Jetzt des Erlebens an, sie möchte das Wahrnehmungsvermögen erweitern und vertiefen. Besondere Gewichtung liegt auf dem Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele und darin, die notwendigen Schritte einzuleiten, diese zu befriedigen.

  • Im Beispiel von oben heißt das, man schaut sich die einzelne Gestalt/ Einheit wie unter einer Lupe an, um dann zu erkennen und wahrzunehmen, was das eigentliche Ziel bzw. Bedürfnis ist und wo vielleicht frühere ungute Überzeugungen einen falschen Weg weisen.
  • Probleme der Wahrnehmung können zum Beispiel auch auftreten, wenn das aktuell wahrzunehmende von früheren Erfahrungen überlagert wird

Ein zentrales Anliegen in diesem Sinne ist es, die inneren Prozesse sichtbar und fühlbar zu machen. Der Gestalttherapeut ist aufmerksam für die Oberflächenphänomene.

  • Unauffällige Gefäßerweiterungen im Gesicht oder am Hals, die sich in dem Wechsel der Hautfarbe ausdrücken, geringfügige Kontraktionen des Kiefers , Veränderungen des Rhythmus des Atmens, und des Schluckens, kleine Gesten von Händen und Füßen

Es geht darum, dem, was geschieht, auf den Grund zu gehen, sei es nun angenehm oder peinlich, dem Prozess ohne Vorurteile zu folgen und, vor allem auf seinen Körper zu hören und ihn nicht zum Schweigen zu bringen.

Denn was kein Gehör findet, hat eher die Tendenz zu schreien, als zu schweigen und gerade der Versuch, den Körper zu beherrschen, zwingt diesen häufig dazu, durch unerwartete somatische Beschwerden in Erscheinung zu trete.

Die G.th. entwickelt eine ganzheitliche Perspektive des menschlichen Seins, sie integriert gleichermaßen die sinnlichen, gefühlsmäßigen, intellektuellen, sozialen und spirituellen Dimensionen.

Kontakt

Gestalttherapie unterstützt authentischen Kontakt mit anderen und uns selbst, die kreative Anpassung unseres Organismus an die Umwelt und das Erkennen der inneren Mechanismen, die uns zu wiederholenden Verhaltensweisen drängen.

  • Kontakt auch zum Therapeut auf Augenhöhe
  • Das direkte Ansprechen statt Sprechen über
  • Über das Wie unseren Handeln und Fühlens, nicht über das Warum – keine Rechtfertigungen oder Erklärungen

Es geht darum, die Art und Weise zu erkennen, wie wir uns blockieren, wie wir uns bei der Bedürfnisbefriedigung selbst unterbrechen und welche Vermeidungsstrategien wir aufgebaut haben.

Ziel ist, unseren Erfahrungsbereich und unsere Entscheidungsfreiheit maximal zu erweitern.

  • wichtig ist nicht das, was man mit mir gemacht hat, sondern das, was ich selbst aus dem mache, was man mit mir gemacht hat.
  • Gestalt unterstützt, die tiefen, inneren Beweggründe meiner Persönlichkeit auszuloten, die veränderlichen Umstände meiner Umgebung auszunutzen, dabei wachsam und verantwortlich zu sein, um das zu leben, was ich bin.

Methoden

Die G.th. integriert und kombiniert eine Reihe von verbalen und nonverbalen Techniken, wie sensorische Wahrnehmung, Arbeit mit Energie, dem Atem, dem Körper, der Stimme, mit dem Gefühlsausdruck, Traumarbeit, Kreativität (Malen usw.), systemischen Elementen, Meditation, Entspannungssequenzen mit und ohne Musik, Hausaufgaben, Verstärken.

  • Sichtbarmachen dessen, was sich im Inneren abspielt, durch Projektion nach außen.

Schlüsselfragen:

  • Was machst Du gerade
  • Was fühlst Du jetzt
  • Was vermeidest Du gerade
  • Was willst/brauchst Du
  • Was willst /erwartest Du von mir